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Teilprojekt C2


Zwischen Online-Religion und Religion-Online: Konstellationen für Ritualtransfer im Medium Internet

Fachgebiete und Arbeitsrichtung: Religionswissenschaft

Teilprojektleiter/-in

Prof. Dr. Gregor Ahn
Gregor.Ahn@zegk.uni-heidelberg.de

Institut für Religionswissenschaft
Akademiestr. 4-8
69117 Heidelberg
 
Telefon: 06221 - 54 76 21
Telefax: 06221 - 54 76 24

>> Website Teilprojekt C2

Mitarbeiter/-innen

Simone Heidbrink M.A.
simone.heidbrink@zegk.uni-heidelberg.de
 
Nadja Miczek M.A.
nadja.miczek@zegk.uni-heidelberg.de
Seit 31.08.2010. ausgeschieden!

Projektprogramm

Nach der Konzentration auf gruppenspezifische und individualreligiöse Ritualformen in einem Segment westlicher Esoterik (Wicca und Solitaire-Hexen), die die Grenzen des traditionellen Ritualbegriffs zu verdeutlichen half, werden in der zweiten Phase Formen starker Ritualvarianz in bislang unerforschten Konstellationen christlicher Individualreligiosität thematisiert. Methodisch wird dabei konsequent an die Entdeckung des Zusammenhangs von "Patchwork"- / Individual-Religiosität und Formen starker Ritualveränderung angeknüpft. Erst die Berücksichtigung der emischen Perspektive eröffnet die Möglichkeit, den "Normalfall", d. h. die wechselseitige Verflechtung von Ritualvarianz und -konstanz, anhand von individualreligiösen Konstellationen, wie sie sich auch im Umfeld des Christentums finden, zu analysieren.

Für das Überschneidungsfeld von christlicher Religions- bzw. Gruppenzugehörigkeit und individualreligiösen Synthetisierungen sind massive Innovationsschübe von der Integration außerchristlicher Ritualtraditionen bis zum "Design" völlig neuer Rituale signifikant. Aus dem Blickwinkel einer Christentumsgeschichte im Sinne des Konzepts "Europäische Religionsgeschichte" (Gladigow 1995) lässt sich daher selbst im Bereich rezenter christlicher Rituale eine sehr viel höhere Varianz diagnostizieren, als dies traditionelle theologische Interpretationen bislang nahe zu legen schienen. Im Internet ist dieser Prozess wie in keinem anderen Medium dokumentiert. Auf Tausenden von Homepages werden die religiösen Vorstellungen und Ansichten von Mitgliedern der Großkirchen, kleineren Denominationen, in Konkurrenz zu den von Kirchen gegründeten und von diesen als "Sekten" ausgegrenzten Gemeinschaften zum Ausdruck gebracht.
So thematisiert das erste von drei inhaltlich eng verknüpften Promotionsvorhaben Rituale individueller Erlösungsprozesse, die von traditionellen kirchlichen Ritualen abweichen und die sich auf den Homepages sog. Online-Churches und sich christlich definierender Individuen finden; ergänzend beschäftigt sich das zweite Dissertationsprojekt mit einer weltweiten innerchristlichen Reformbewegung ("Alternative Worship"), die aus unterschiedlichsten Ritualtraditionen neue eigene Ritualpraktiken entworfen hat und diese nun im Internet propagiert; kontrastiv dazu untersucht das dritte Promotionsprojekt in einer ethnologischen Feldstudie den auch durch das Internet forcierten Import von christlich-transformierten PÚjÁ-Zeremonien nach Europa. Insgesamt sollen damit - unterstützt durch einige weitere in der Grundausstattung angesiedelte Promotions- und Magistervorhaben - die Ritualvarianzen als essentielle Bestandteile der Ritualistik selbst einer sich als so traditional stilisierenden Religion wie dem Christentum aufgewiesen werden.

Themenschwerpunkte

C2.1 Rituale individueller Erlösungsprozesse (Bearbeiterin: Nadja Miczek, M. A.)
 
C2.2 Ritualinnovationen der Reformbewegung "Alternative Worship" (Bearbeiterin: Simone Heidbrink, M. A.)
 
C2.3 Christlich transformierte Puja-Zeremonien. Prozesse der Ritualaneignung in Indien und des -transfers nach Europa (Bearbeiter: Johannes Quack, M. A.)