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Teilprojekt A8

 

Grenzen, Rituale und Reflexivität

Fachgebiet und Ausrichtung: Moderne Indologie/Ethnologie

 

Teilprojektleiter/-in

Prof. Dr. Hans Harder

h.harder@uni-heidelberg.de

 

Südasien Institut, Abteilung moderne Indologie

Im Neuenheimer Feld 330

69120 Heidelberg

 

Telefon: 06221-54 89 26

Telefax: 06221-54 88 41

 

Prof. Dr. William Sax
William.Sax@urz.uni-heidelberg.de

 

Südasien Institut, Abteilung Ethnologie
Im Neuenheimer Feld 330
69120 Heidelberg  

 

Telefon: 06221-54 88 36
Telefax: 06221-54 49 98

Mitarbeiter/-innen

Lokesh Ohri, M.A.
lokesh_ohri@yahoo.com

 

Jürgen Schaflechner, M.A.
juergen.schaflechner@googlemail.com
Seit 15.05.2012 ausgeschieden!

Projektprogramm

Im Kontext der Globalisierung haben viele Wissenschaftler das Aufkommen einer "borderless world of flows" postuliert, in der Identität nicht länger in Begriffen überholter nationalstaatlicher Modelle verstanden wird. Dies scheint jedoch ein eurozentristischer Blickwinkel zu sein. In Asien, Afrika und anderswo hat die Bedeutung von Grenzen und der mit ihnen verbundenen Rituale in den vergangenen Jahrzehnten nicht ab-, sondern zugenommen. Dies gilt insbesondere für Südasien. Gleichzeitig wurden in Indien viele Grenzen aus der Zeit vor der Unabhängigkeit zusammen mit den "princely states" abgeschafft, so dass die dazugehörigen Rituale verkümmerten oder letztlich ganz verschwanden. Unsere zentrale Frage ist: "Wie beeinflusst das Setzen oder die Beseitigung von Grenzen und die mit ihnen assoziierten Rituale den reflexiven Prozess der Identitätskonstruktion unter den Grenzbewohnern?" Hierzu werden vor allem drei Ritualsysteme miteinander verglichen: (1) das Pilgerwesen um Hinglaj Devi, deren Tempel sich in Baluchistan/Pakistan befindet, (2) der Tempel von Sitakunda in Bangladesh, und (3) ein Ritualsystem im Zentralhimalaya, das gerade die Abschaffung der bisherigen Ritualgrenzen erfährt.
Bei der ersten unserer drei Fallstudien handelt es sich um den Tempel der hinduistischen Göttin Hinglaj, der im heutigen Baluchistan liegt.  Nach der Teilung 1947 wurde es nahezu unmöglich für Hindus, die Pilgerfahrt durchzuführen. Dies war insbesondere schwierig für bestimmte Gruppen, denen die Pilgerfahrt als "heilige Pflicht" galt. Wie jedoch reagierten solche Gruppen auf die Schließung der Grenze?  Die zweite Fallstudie behandelt Sitakunda, einen dem hinduistischen Gott Shiva geweihten Tempelkomplex in Chittagong, welcher als einer der wichtigsten zeitgenössischen hinduistischen Schreine in dem überwiegend muslimischen Land Bangladesch gilt.  Die dritte Fallstudie konzentriert sich auf eine Gegend im Zentralhimalaya, traditionell unterteilt in eine Reihe kleiner Territorien, die jeweils ein Gott mittels seines Orakels regierte. Die Grenzen dieser "divine kingdoms" wurden rituell bestimmt (z.B. durch Prozessionen und Opfer) und mit Gewalt verteidigt. In den Folgejahren der Unabhängigkeit haben diese Grenzen mehr und mehr an Bedeutung verloren, und heute treffen sich ehemalige Blutfeinde, um gemeinsam "heritage-rituals" zu veranstalten, Heiratsallianzen zu schließen oder wahlpolitische Strategien zu entwickeln, was Inhalt und Bedeutung von Prozessionen, Opfern und anderen Ritualen dramatisch verändert hat.

Themenschwerpunkte

Die Hauptziele des Projekts sind es,

  • empirischen Untersuchungen zur Dynamik des Rituals (bedingt durch externe Faktoren wie Grenzziehung/-aufhebung und interne Faktoren wie Ritualreform und Reflexivität) durchzuführen;
  • im Zusammenwirken zwischen Ethnologie und Moderner Indologie/Neusprachlichen Südasienstudien einer fraglos interdisziplinären Methodik zu folgen;
  • einen Beitrag zur Ritualtheorie durch die Integration der Perspektiven aus den "border studies" zu leisten;
  • Rituale der Pilgerfahrt in den SFB 619 einzuführen, mit einem Schwerpunkt auf Pilgerfahrtserzählungen als einer wichtigen Form der "rituellen Reflexivität";
  • und einen AK, verbunden mit Workshops und Publikationen, zum Themengebiet der "Versöhnungsrituale" zu initiieren.  

 

Unserer Hauptmethoden sind Textübersetzungen und -erschließungen (mündliche und schriftliche Texte), religionshistorische Analysen, ethnographische teilnehmende Beobachtung und Analysen von Pilgerfahrtserzählungen (Romane, Filme, Nachrichten und Dokumentationen über Jaswant Singhs Pilgerfahrt). Hier wird sich die enge Zusammenarbeit zwischen Ethnologie und Moderner Indologie durch die Kombination von ethnologischer Feldforschung und textanalytischer Methode als äußerst fruchtbar erweisen.

 

Datenarchivierung

Dieses Projekt hat im Zuge der Forschung Daten archiviert und stellt diese online zur Verfügung.

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