
Teilprojekt A6
Der Diskurs über nicht-brahmanische Rituale und deren Transformation in der südindischen Religionsgeschichte seit dem 18. Jahrhundert
Fachgebiet und Ausrichtung: Theologie und Religionswissenschaft
Teilprojektleiter/-in
Prof. Dr. Michael Bergunder
Michael.Bergunder@wts.uni-heidelberg.de
Wissenschaftlich-Theologisches Seminar
Theologische Fakultät
Kisselgasse 1
69117 Heidelberg
Telefon: 06221 - 54 33 08 oder 54 32 89
Telefax: 06221 - 54 32 90
Mitarbeiter/-innen
Dr. Ulrike Schröder
ulrike.schroeder@wts.uni-heidelberg.de
Projektprogramm
Das Teilprojekt A6 erforscht den Diskurs über rituelle Transformationsprozesse in Südindien seit dem 18. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem tamilischen Kontext in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, weil hier die entscheidenden Weichenstellungen geschehen sind. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Veränderung und Transformation von nicht-brahmanischen Ritualen in kolonialen Südindien. Es wird dabei davon ausgegangen, dass die Transformation nicht-brahmanischer Rituale eingebettet ist in den Diskurs über nicht- bzw. auch anti-brahmanische Tamil-Identitäten. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit Rituale und Ritualtransfers eine wichtige oder gar entscheidende Rolle gespielt haben, um neue oder veränderte Identitäten zu sichern.
Rituale werden somit als eine dynamische Ressource für gesellschaftliche und soziale Aushandlungsprozesse in der Kolonialgesellschaft verstanden, die emanzipative oder protestorientierte Identitätspositionierungen für subalterne und regionale Gruppen, die sich von den dominanten gesellschaftlichen Diskursen marginalisiert sehen, ermöglichen. Ziel des Teilprojektes ist es, diese Zusammenhänge genauer zu untersuchen und zu überprüfen.
Im Teilprojekt A6 sollen diskursanalytische Ansätze, in denen struktur- und handlungstheoretische Perspektiven verschmelzen, für eine ritualwissenschaftliche Untersuchung fruchtbar gemacht werden.
Die allgemeinen Ziele des Projektes umfassen u.a.:
- Die historisch-empirische Aufarbeitung und Identifizierung nicht-brahmanischer Rituale in Südindien und ihre Einordnung in die jeweiligen Kontexte.
- Herausarbeitung der religionswissenschaftlichen Implikationen für die Erforschung der modernen südindischen Religionsgeschichte und die Konzeptionalisierung des Hinduismus als Religion.
- Herausarbeitung der Bedeutung der historischen Dimension von Ritualtheorien innerhalb der ritualwissenschaftlichen Theoriedebatte.
Themenschwerpunkte
In der ersten Förderphase (2005-2009) stehen neben der Akquise und Aufarbeitung von Quellenmaterial in tamilischer und englischer Sprache, das z.T. erstmals zugänglich gemacht wird, folgende Themen u.a. im Mittelpunkt der Arbeit des Teilprojekts:
- Die Rolle des Christentums bzw. der christlichen Mission im Diskurs über nicht-brahmanische Rituale in Südindien im 19. Jahrhundert
- Ritualtransformation und -kritik im tamilischen Neo-Sivaismus
- Die Rolle der Theosophie im Diskurs
- über nicht-brahmanische Rituale in Südindien im 19. Jahrhundert