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Ziele


Vergleicht man die einzelnen Projekte untereinander, die selber die Rolle dynamischer Komponenten innerhalb eines umfassenderen Systems, des Gesamtprojekts, spielen, so treten je nach ausgewählter Kultursphäre und Ritual-Institution verschiedene spezifische Forschungsziele zutage.

Der folgende Überblick versucht, diese so differenziert wie möglich zu umschreiben:
 
Nachweis der mit den jeweiligen Ritualpraktiken verbundenen Dynamik z.B. aufgrund von äußeren Einwirkungen, im Vollzug (performance) selbst liegender Verschiebungen, von Erfindungen und absichtlichen Rückgriffen auf traditionelle Muster, durch Ritualtransfer und/oder Medienwechsel.

Aufklärung der soziokulturellen Sinndimensionen rituellen Handelns mit Blick z.B. auf machtlegitimierende, identitätsstiftende und -bewahrende, lebenszyklische, krisentherapeutische und ordnungserhaltende Funktionen.

Nachweis der Raum- und Zeitstrukturierung durch rituelles Handeln (Sieges- und Mahnmale, sakrale vs. profane Räume, Tabuzonen; Lebenszyklen, Kalender- und Jahreszeiten, Jubiläen, Krisen- und Wendezeiten etc.).

Entwurf einer kulturübergreifenden, konventionelle Modellbildungen ablösenden Ritualtypologie nach formalen und funktionalen Gesichtspunkten.

Überprüfung der verhaltenswissenschaftlich begründeten These, Rituale seien in jedem Fall vorrationale Disziplinierungsinstrumente, die mit Hilfe repressiver Einverleibungsstrategien auf kollektiv wirksame Uniformierungen des Sozialverhaltens zielten.
  
Das wohl umfassendste, auf der Grundlage der Einzelforschungen anzunähernde Ziel des Gesamtprojekts ist der Vergleich zwischen den Prozessen rituellen Handelns, die in verschiedenen Kulturen am Aufbau und Erhalt der jeweils geltenden symbolischen Ordnungen beteiligt waren und beteiligt sind. Dieser Vergleich gilt nicht dem Entwurf einer Universal-Grammatik rituellen Handelns. Doch lebt er immerhin von der anthropologischen Hypothese, dass sich rituelles Handeln als ein eigenständiger Typus von anderen Handlungstypen unterscheidet und dementsprechend allen kulturellen Unterschieden ein Gemeinsames zugrunde liegen muss. Ein permanentes Thema für den interdisziplinären Dialog zwischen den beteiligten Fachkulturen.


Heidelberg, im August 2002